Elektrifizierung

Vielleicht hat man schon bemerkt, dass beim Verlegen von Gleisen, denen ein Gleisstil mit Elektrifizierung zugewiesen wurde, von VE die Oberleitung und die Masten selbstständig verlegt bzw. gesetzt werden, und fragt sich nun, warum dem Thema Elektrifizierung trotzdem ein eigener Abschnitt gewidmet ist.
So komfortabel und einfach das Verlegen von elektrifizierten Gleisen in VE auch ist, so gibt es hier doch einiges zu beachten, und einige Stellen, an denen der Automatismus eher hinderlich als hilfreich ist.

Zunächst ein paar grundsätzliche Informationen darüber, wie VE beim Verlegen der Oberleitung und beim Aufstellen der Masten vorgeht.
Um die Lage der Oberleitung sowie die Standpunkte der Masten für ein elektrifiziertes Gleis zu berechnen, benutzt VE die Anfangs- und Endkoordinaten des Gleises. Bei einem Gleisbogen fließt zusätzlich auch der Radius in die Berechnung mit ein. Außerdem haben die in der Gleisstildefinition festgelegten Parameter für den minimalen und maximalen Mastabstand sowie die maximale Abweichung der Oberleitung von der Gleismitte einen entscheidenden Einfluss auf die Lage der Oberleitung und auf die Anzahl sowie den Abstand der Masten entlang eines Gleises.
Die Berechnung der Oberleitung erfolgt beim Gleisbau erst nach Übernahme des Gleises in die Anlage. Zudem wird auch nach jeder Bearbeitung eines elektrifizierten Gleises oder einer Gleisverbindung die Berechnung der Oberleitung für das bearbeitete Gleis bzw. die bearbeitete Gleisverbindung erneut ausgeführt.

Hinweis:
Speziell im Fall der Bearbeitung von elektrifizierten Gleisen bzw. Gleisverbindungen kann es passieren, dass nach der Bearbeitung Masten nicht mehr angezeigt werden. In diesem Fall kann mit der Funktion "Bauen > Oberleitung neu" die Berechnung der Oberleitungen für die gesamte Anlage neu initialisiert und ausgeführt werden. In ganz seltenen Fällen hilft jedoch auch die Funktion "Bauen > Oberleitung neu" nicht mehr weiter. Dann ist es ratsam die Anlage zu speichern und neu zu laden.
Da die Lage der Oberleitung sowie die Standpunkte der Masten nicht in der Anlagendatei gespeichert werden, werden nach dem (Neu-)Laden einer Anlage die Lage der Oberleitung und die Standpunkte der Masten grundsätzlich neu berechnet.

Die für die Oberleitung erforderlichen Masten werden in der Regel immer links neben dem Gleis aufgestellt, ausgehend von der Verlegerichtung des Gleises. Ausnahme hiervon sind nur einige wenige Gleisstile mit speziellen Masten bzw. Aufhängvorrichtungen für die Oberleitung.

Nun kann es jedoch sein, dass man die Masten lieber auf der anderen Seite des Gleises haben möchten. In diesem Fall muss man die Verlegerichtung des betreffenden Gleises umkehren, indem man das Gleis bearbeitet und im Gleiskoordinatendialog die Option "rückwärts" aktiviert. Nach dem Schließen des Dialoges wird das Gleis dann in umgekehrter Richtung in die Anlage eingebaut und die Masten stehen auf der anderen Seite des Gleises.

Hinweis:
Dass das Gleis tatsächlich gedreht wurde sieht man daran, dass die Gleismarker des Gleises ihre Position tauschen und damit in die entgegengesetzte Richtung zeigen.
Außerdem kann man es auch überprüfen, indem man erneut den Gleiskoordinatendialog für dieses Gleis aufruft. Die Option "rückwärts" ist dann nicht mehr aktiviert.

Es gibt jedoch zwei spezielle Fälle, in denen man das Gleis nicht drehen kann. Auf diese wird im Folgenden genauer eingegangen.

Prellbockgleise

Nebenstehendes Bild zeigt die Ausgangssituation. Wie zu sehen ist, stehen die Masten am Prellbockgleis und am daran angeschlossenen Gleis auf Grund der entgegengesetzten Verlegerichtung der beiden Gleise auf unterschiedlichen Seiten.
Das Ziel ist, dass die Masten am Prellbockgleis und auch am daran angeschlossenen Gleis auf der gleichen Seite des Gleisstranges stehen. Um dies zu erreichen, könnte man zwar auch das am Prellbockgleis angeschlossene Gleis drehen, da aber geplant ist, rechts neben dem Gleis einen Bahnsteig zu bauen, wäre dies nicht so optimal. Deshalb müssen also die Masten am Prellbockgleis irgendwie auf die andere Seite gesetzt werden.
Dies erreicht man, indem man für das Prellbockgleis den Gleiskoordinatendialog aufruft und dort die Option "rückwärts" aktiviert.

Jetzt stehen die Masten alle auf der gleichen Seite. An den Gleismarkern des Prellbockgleises erkennt man jedoch, dass das Gleis selbst nicht gedreht wurde. VE merkt sich in diesem Fall lediglich für dieses Gleis, dass es für die Erzeugung der Oberleitung gedreht werden müsste. Wenn man für das Prellbockgleis den Gleiskoordinatendialog erneut aufruft, sieht man auch, dass hier die Option "rückwärts" immer noch aktiviert ist.
Aber so richtig gut sieht das Ergebnis immer noch nicht aus. Die Masten am Prellbockgleis stehen zu dicht beieinander. Doch auch hierfür gibt es eine Lösung, nämlich die Funktion "Bauen > Oberleitung neu". Wie bereits oben geschrieben, wird dadurch die Berechnung der Oberleitung für die gesamte Anlage erneut ausgeführt. Auf Grund der in der Gleisstildefinition festgelegten minimalen und maximalen Mastabstände werden dabei auch die Masten entlang des Gleisstranges neu aufgestellt.

Und hier das Ergebnis nach dem Neuberechnen der Oberleitung.

Weichengleise

Im folgenden Beispiel soll aus dem rechten Gleis einer zweigleisigen elektrifizierten Strecke ein Überholungsgleis ausgefädelt werden.

Nebenstehendes Bild zeigt rechts unten das Weichengleis, an dessen Ende die Weiche für die Ausfädelung gebaut werden soll.
Wie bereits jetzt zu erkennen ist, stehen die Masten dieses Gleises im Gleisbett des linken Parallelgleises.
Würde man dieses Gleis jetzt drehen, was man normalerweise tun würde, damit die Masten jeweils außen an den beiden Parallelgleisen stehen, dann hätte man das Problem, dass man keine Weiche mehr bauen kann, da am Anfang eines Gleises immer nur ein Gleis angeschlossen werden kann.
Deshalb baut man nun erst einmal die Weiche.

Das Ergebnis sieht dann so aus. Nun stehen leider auch noch die Masten der Weichenschenkel im Parallelgleis bzw. im rechten Streckengleis.
Wie bekommt man nun die Masten des Weichengleises auf die rechte Seite? Das funktioniert hier genau so wie bei den Prellbockgleisen, indem man das Weichengleis bearbeitet und im Gleiskoordinatendialog die Option "rückwärts" aktiviert. Das Gleis selbst wird dabei wiederum nicht gedreht, sondern VE merkt sich auch hier, dass das Weichengleis für die Erzeugung der Oberleitung gedreht werden müsste.
Nach dem Schließen des Gleiskoordinatendialoges stehen dann die Masten am Weichengleis auf der rechten Seite.

Oder auch nicht, wie in nebenstehendem Bild zu sehen ist, zumindest steht am Gleisende des Weichengleises gar kein Mast.
Auch hier hilft nun die Funktion "Bauen > Oberleitung neu" weiter.

Der Mast am Ende des Weichengleises steht nun auf der richtigen Seite.
Jetzt müssen nur noch die beiden Weichenschenkel gedreht werden, damit auch dort die Masten auf die rechte Seite wechseln.

Und der Anfang der Gleisausfädelung ist fertig.
Wie an den Gleismarkern der Weichenschenkel zu erkennen ist, wurden diese tatsächlich gedreht.